Es gab ein Gefälle zwischen Ost und West bei der Tagung über Mixed Economy in Budapest. Allerdings blieb die Frage offen, von welcher nach welcher Seite… Zwischen dem 5. und 7. Oktober 2022 trafen sich vierzig Vertreter*innen von Reformierten, Lutherischen, Unierten und Methodistischen Kirchen aus ganz Europa, um miteinander über Kirchenentwicklung zu sprechen.   

Wenn die kirchlichen Vertreter*innen aus England, Frankreich, Belgien, den Niederlanden, der Schweiz oder Deutschland konzeptionell alle mit dem Begriff „Mixed Economy“ oder „Mixed Ecology“ vertraut waren, so war er für diejenigen aus Ungarn, Rumänien, Polen, Tschechien oder der Slowakei sehr ferne. Aus den westlichen Berichten kam vermehrt der experimentelle Charakter von neuen Wegen (Stichwort: Erprobungsräume) zum Ausdruck, aus dem Osten dafür der existentielle (Stichwort: Ziel von Kirche).   Doch sowohl die einen als auch die anderen stellen sich lokal die Frage danach, wie die Kirche von morgen aussehen könne und wo sie schon heute greifbar wird. Welches sind die Grenzen und Begrenzungen von klassischen Territorialgemeinden? Welches sind die Chancen und Gefährdungen von neuen Formen der Verkündigung und Gemeinschaftsbildung? Wie können beide Formen zusammen existieren, sozusagen als „Mischwald“?

Gemeinsam begab man sich auf die Suche nach Antworten. Dazu leiteten Sabrina Müller (Schweiz), Patrick Todjeras (Österreich) und Kolja Königer (Deutschland) an. Kontextuelle Sichtweisen und praktische Beispiele, aber vor allem viel direkter Austausch prägten das gemeinsame Suchen nach der europäischen Dimension von Kirchenentwicklung und Gleichgewicht. Kurze fokale Streiflichter können die Breite und Tiefe der Gespräche nur erahnen lassen.

  • „Mixed Economy“ ist immer nur der zweite Schritt, der erste ist das Wachsen von neuen Ausdrücken von Kirche („fresh expressions“). Erst danach stellt sich die Frage von deren Integration in die klassische Struktur der Kirche.
  • Zusammen mit der Frage nach Rechten für die neuen Ausdrücke von Kirche ist auch die nach Pflichten zu stellen, um auf Augenhöhe mit den klassischen Formen existieren zu können.
  • Der Auf- und Ausbau eines Systems von Mixed Economy braucht Zeit, und nur nachhaltiges Wirken kann Zeit überdauern.
  • Wer entscheidet über Vergabe von Ressourcen in der Kirche? Wenn es allein Vertreter aus der traditionellen „kirchlichen Blase“ sind, dann ist der Ausbau von Neuem mühsam.
  • Das Element der Führung („Leadership“), einschließlich der Pastoren und Pastorinnen, hat großes Gewicht, sowohl für die Dynamik als auch für die Nachhaltigkeit aber auch für Integration von neuen Formen des Kircheseins.
  • Und nicht zuletzt: Ein gemeinsames, europäisches Nachdenken über Mixed Economy hilft den eigenen lokalen Kontext zu überschreiten. Damit wird ein tragfähiges ekklesiologisches Gerüst für integrierte Entwicklung geschaffen.

 

Besuche und Gespräch in den Bischofsämtern der beiden gastgebenden Kirchen, der Evangelisch-Lutherischen und der Reformierten Kirche in Ungarn, waren auf den ersten Blick nur Begleitprogramm, aber Sie zeigten den Teilnehmenden die Bedeutung von Kontextualität auf. Ob nach der Tagung ein Punkt oder nur ein Semikolon gesetzt wurde, wird sich erweisen.

 

About Transformation of Churches

There was a divide between East and West at the Mixed Economy conference in Budapest. However, the question remained from which side to which side… Between 5 and 7 October 2022, forty representatives of Reformed, Lutheran, United and Methodist churches from all over Europe met to talk about church development.  

If the church representatives from England, France, Belgium, the Netherlands, Switzerland, or Germany were all conceptually familiar with the term “mixed economy” or “mixed ecology”, it was very distant for those from Hungary, Romania, Poland, the Czech Republic or Slovakia. From the Western reports, the experimental character of new ways (keyword: “Erprobungsräume”) was increasingly expressed, from the East, on the other hand, the existential one (keyword: goal of church).   But both the one and the other ask themselves locally what the church of tomorrow could look like and where it is already becoming tangible today. What are the limits and restrictions of classic territorial congregations? What are the opportunities and threats of new forms of proclamation and community building? How can both forms exist together, as a “mixed forest”, so to speak?

Together they went in search of answers. Sabrina Müller (Switzerland), Patrick Todjeras (Austria) and Kolja Königer (Germany) led the way. Contextual perspectives and practical examples, but above all a lot of direct exchange characterized the common search for the European dimension of church development and balance. Short focal highlights can only give an idea of the breadth and depth of the discussions.

  • Mixed Economy is always only the second step, the first is the growth of fresh expressions of church. Only then does the question of their integration into the classical structure of the church arise.
  • Along with the question of rights for the fresh expressions, there is also the question of duties to be able to exist on an equal footing with the classical forms.
  • The development and expansion of a system of mixed economy takes time, and only sustainable work can last.
  • Who decides on the allocation of resources in the church? If it is only representatives from the traditional “church bubble”, then the expansion of something new is laborious.
  • The element of leadership, including pastors, has great weight, both for dynamism and sustainability, but also for integration of new ways of being church.
  • And last but not least: a common, European reflection on mixed economy helps to transcend the own local context. This creates a sustainable ecclesiological framework for integrated development.

Visits and discussions in the bishop’s offices of the two host churches, the Evangelical Lutheran Church and the Reformed Church in Hungary, were at first glance only accompanying programme, but they showed the participants the importance of contextuality. It remains to be seen whether a point or only a semicolon was made after the conference.